DIN-Normen: Zukunftssicherungfür Kunden und Branche

Veröffentlich von: AssCompact, Februar 2025

Zehn Jahre nach dem Start der ersten Finanznorm zieht das DEFINO Institut eine positive Bilanz: Normen wie die DIN 77230 haben die Grundlage für mehr Transparenz, Qualität und Effizienz in der Finanzberatung gelegt. Warum Standardisierung nicht nur Vertrauen schafft, sondern auch die Zukunft der Branche sichert, zeigt dieser Beitrag – ein Rückblick und Ausblick.

Qualität, Transparenz, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit sind hohe Werte im Wirtschaftsleben. Ihr wahrnehmbares prägt das Bild von Branchen positiv. Sie steigern das Kundenvertrauen. Wichtige Voraussetzung für die Erreichung dieser Ziele ist für die Finanzbranche die Reduzierung der überflüssigen und unzeitgemäßen
Diversitat und Komplexitat von Prozessen rund um die Finanzberatung. Dabei können branchenübergreifende Standards helfen. Erst durch die Standardisierung der Prozesse werden diese uneingeschränkt kundenbezogen. Nur standardisierte Prozesse garantieren gleichbleibende Beratungsqualitat unabhangig von der individuellen Qualität und in Einzelfällen von den individuellen Interessen der Beraterinnen und Berater.

Neben der Vertrauensbildung sind Normen und Standards auch hilfreich für die Erzielung höherer Effizienz. Standardisierung ist eine wesentliche Voraussetzung für die sich unaufhaltsam verbreitende Digitalisierung. Nur standardisierte Prozesse können sinnvoll und effizienzsteigernd in die digitale Welt eingebunden werden.

Normung geschieht fernab staatlicher Regulatorik

Die höchste Form des Standards ist in Deutschland die DIN-Norm. Normen werden auf Initiative der Wirtschaft, von dieser unter Moderation des Deutschen Instituts für Normung DIN konsensbasiert erarbeitet. Normung bei DIN geschieht fernab staatlicher Regulatorik, aber mit qua Staatsvertrag gegebener Zusicherung von Exekutive und Legislative, wo immer moglich bei der Gesetzgebung auf Normen, d.h. auf die von der Wirtschaft selbst erarbeiteten Regelwerke zurückzugreifen. DIN Normen gelten zu jeder Zeit als jeweils gultiger Stand der Technik und sind von haftungsrechtlicher Relevanz. Sie genießen deshalb Autoritat in allen Wirtschaftszweigen und zugleich Vertrauen bei den Verbrauchern.

Andere Branchen haben jahr Erfahrung Standards und Normen. Sie wissen, dass Normung der Motor unserer in-
dustriell geprägten Wirtschaft und Grundlage dafür war, dass der von den gemeinte Claim „Made in Germany“ zum Qualitätssymbol wurde. Diese Erfahrung kann und muss sich die Finanzbranche zunutze machen, wenn sie zukunftsfähig bleiben will. Inzwischen entstehen mehr als zwei Drittel der deutschen Brutto-Wertschöpfung in den Dienstleistungsbranchen, nur ein Drittel in Industrie, Landwirtschaft etc. Noch sind die Dienstleister nicht besonders normungsaffin. Noch regiert in weiten Teilen unserer Branche das Dogma der Abgrenzung zwischen
den Unternehmen: „Drin Freund, draußen Feind.“ Und noch meint Lobbyarbeit in den meisten Fällen die Vertretung von Partikularinteressen einzelner Branchensegmente.

Innovationen durch Normung

Im Dezember 2012 startete das DEFINO Institut die erste Tuchfühlung mit dem DIN. Daraus entstand
im Jahre 2013 innerhalb von neun Monaten unter noch überschaubarer Beteiligung der Branche die DIN SPEC 77222. Die Erarbeitung von DIN Spezifikationen folgt weniger strengen Regeln als die von Normen: Fur Normen mussen alle betroffenen Kreise im Arbeitsausschuss repräsentiert sein. Außerdem gilt bei den Normen das
Konsensprinzip.

Die DIN SPEC 77222 wurde zum Vorlaufer der DIN-Norm 77230 „Basis-Finanzanalyse für
Privathaushalte“, die – wiederum auf Initiative von DEFINO – zwischen November 2014 und November
2018 hart erarbeitet wurde. Dieser „Mutter der Finanznormen“ folgten im Jahre 2021 die DIN 77223 „Risikoprofilierung für Privatanleger“ und die DIN 77235 „Finanz- und Risikoanalyse für Selbstständige, Freiberufler und KMUs“. Im Juni 2022 wurde – Beleg für die Möglichkeit schneller Normungsarbeit nach nur neun Monaten das Normmodul „Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen in der Anlageberatung“ veröffentlicht, das im
Februar 2025 mit dem dann zur Veröffentlichung geplanten „Nachhaltigkeitsscoring für Anlageprodukte“ zur DIN 77236 vereint werden soll.

Die konsensuale Fertigstellung der genannten Prozessnormen ist ein Meilenstein für die Finanzbranche: Auch wenn es aus ganz unterschiedlichen Gründen an der Umsetzung der Regelwerke in der alltäglichen Beratungspraxis noch hapert, so sind diese Projekte ein Beweis für die Fähigkeit und die wachsende Bereitschaft vieler Branchenteilnehmer zur Kooperation an gemeinsamen Qualitätsstandards, Verbindlichkeit, Verlasslichkeit und Transparenz.

Insgesamt haben inzwischen mehr als 80 Unternehmen, Organisationen und Initiativen aus den und
Verbraucherschutz sowie aus den unterschiedlichsten Segmenten der Finanzbranche an den genannten
Projekten mitgewirkt, darunter große Banken, Versicherer und Investmentgesellschaften, Vertriebe, Qualifizierer und IT-Hauser. Auch die Vermittlerverbände AfW, BVK und Votum sowie der FPSB haben die Normen mit geprägt. Prominente Verbandsvertreter engagieren sich im Beirat der neu gegründeten Fachabteilung NAFin Normenausschuss Finanzen oder bekleiden den Posten des Chairman für das im April 2024 auf deutsche Initiative
bei der europäischen Normungsinstitution CEN gegründete TC Technical Committee Finance. Es sind also schon viele in der Normung vereint, die Branche ist bereit für Innovationen durch Gleichwohl: Es fehlen noch einige
Wichtige, die allerdings dringend an Bord geholt werden müssen.

Denn nach dringend in Angriff zu nehmenden weiteren Herausforderungen muss man nicht lange suchen. Diese liegen z. B. im Bereich der national und europäisch dilettantisch regulierten Themen rund um Nachhaltigkeit oder auch in der Finanzbildung. Dort herrscht ungeregelt ganz viel Meinung vor Wissen und Reichweite vor Qualitat – nicht selten zur Verunsicherung und zum Schaden der Verbraucher.

DEFINO-Kuratorium als Bindeglied

Als wichtiges Bindeglied zwischen Branche und Normung fungiert seit Jahren das DEFINO-Kuratorium. Neben namhaften Fachexperten zeigen unterschiedlichste Unternehmen, u. a. Banken von groß wie Deutsche Bank bis
etwas kleiner wie Volksbank Emmerich-Rees und Versicherer von A wie Allcura oder Alte Leipziger bis Z wie Zurich ihr Committment zur Normung durch ihre Mitgliedschaft im Kuratorium. Sie unterstützen das DEFINO
Institut als Wegbereiter und Katalysator für die richtigen Normungsthemen und als Werbeträger für die Idee und Philosophie von mehr Konsens und Gemeinsamkeit in der Selbstregulierung durch Normen als Gegenpol zu überbordender staatlicher Regulatorik. Praxiserfahrungen zeigen auch, dass der Einsatz von DIN-gestalteter Bedarfsanalyse die Vertriebserfolge der Finanzdienstleistungen anbietenden Produzenten positiv beeinflussen. Damit belegt sich auch die Kundenorientierung der Normung, da die Verbraucher für die normierte Analyse sehr offen sind, ja, sie geradezu begrüßen. Zehn Jahre nach dem Start der Arbeit an der ersten Finanznorm lässt sich resumieren: Der Start ist geglückt, die personelle und institutionelle Aufstellung ist gut, der Weg ist bereitet, der Zieleinlauf wird dauern – wenn denn in Sachen Qualität und Vertrauensarbeit nicht sowieso der Weg das Ziel ist.

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